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Der Hersteller dieser Laufbodenkamera war Louis Van Goitsenhoven aus Brüssel. Letzterer war insbesondere ein Pionier des Films, er hat das erste öffentliche Lichtspielhaus in Brüssel gegründet (1904) und hat in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts einige Filme zu damals aktuellen Themen produziert (Filmografie). Diese Kamera war bis 1954 im Einsatz bei einem brüsseler Fabrikanten hochwertiger Stilmöbel. Alle Produkte, zumeist Einzelstücke, wurden vor der Auslieferung an die Kunden mit ihr aufgenommen. Format 17 x 23 cm, Standarte drehbar (Hoch- oder Querformat). Objektiv: Schulze und Billerbeck, Goerlitz, Euryplan 1:6,3 f=240mm, Irisblende 6,3 bis 64 Der Laufboden kann bis auf gut 50cm (also über ein zweifaches der Brennweite) ausgezogen werden, so daß Nahaufnahmen im Abbildungsmaßstab 1:1 (oder sogar geringfügig darüber) möglich sind. Kontrolle des Bildausschnitts und der Scharfstellung erfolgen auf einer Mattscheibe. Zur Kamera gehören drei aus Holz gearbeitete Kassetten, die jeweils beidseitig eine fotografische Platte aufnehmen können. Diese Kassetten wurden in der Dunkelkammer mit den fotografischen Platten geladen und mit dichten Schiebern verschlossen. Der Schieber wurde erst nach dem Andocken an den Fotoapparat entfernt. Mit der vorgestellten Ausrüstung waren somit "shooting sessions" von 6 Aufnahmen möglich. Das hier vorgestellte Modell besitzt keinen mechanischen Verschluß, die Belichtung erfolgte durch kurzes Entfernen des Objektivdeckels (meist im Bereich von ca. 1 bis 5 sec.). Das Objektiv kann horizontal und vertikal verschoben werden, um bei Aufnahmen mit schrägen Blickwinkeln die perspektivische Verzerrung zu vermeiden. Der Balg läßt sich völlig zusammenschieben und der Laufboden anschliessend hochklappen. Bei Nichtgebrauch oder zum Transport reduziert sich die Kamera dadurch zu einem kompakten Paket von wenigen Zentimetern Dicke. Der Tragegriff ist auf der Abbildung zu erkennen. |